Dienstag, 19. März 2024
   
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Kleine Geschichte der Stadtbibliothek

1912
Eine Volksbücherei zum Kaiser-Jubiläum

Die Anfänge einer von der Stadt Wilhelmshaven betriebenen Volksbücherei gehen zurück in das Jahr 1912. Aus Anlass des 25jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1913 bewilligte am 27.12.1912 das Wilhelmshavener Bürgervorsteherkollegium einen Betrag von 10.000 Mark für die Schaffung einer Volksbücherei.

 
1914
Eröffnung in der Gewerbeschule

Die erste Wilhelmshavener „Volksbücherei“ wurde am 15.9.1914 in der Gewerbeschule in der Roonstraße (heute Rheinstraße) eröffnet.

Die Stadt Rüstringen trug sich mit dem gleichen Gedanken. Die „Oldenburger Ersparungskasse“ stellte dafür 5.000 Mark in Aussicht, das oldenburgische Ministerium 7.500 Mark, falls die Stadt Rüstringen den gleichen Betrag aufbringe. Die sozialdemokratische Mehrheit des Rüstringer Stadtrats weigerte sich jedoch, die Bücherei als Jubiläumsstiftung für den Kaiser einzurichten. Zunächst zog der Magistrat die Vorlage zurück. Ohne die Verbindung mit dem Kaiser-Jubiläum gab dann aber der Stadtrat seine Zustimmung und bewilligte 7.500 Mark. Es kam jedoch nicht zur Eröffnung einer Bücherei, weil der geeignete Raum fehlte.

 

1920
„Bücherei der Jadestädte“ Wilhelmshaven und Rüstringen

Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die beiden Städte Wilhelmshaven und Rüstringen überein, eine „Bücherei der Jadestädte“ ins Leben zu rufen. Sie wurde 1920 gegründet Jede Stadt stellte 40.000 Papiermark (es herrschte Inflation) als jährlichen Zuschuss zur Verfügung, das Gewerkschaftskartell 10.000 Mark, der Werftwohlfahrtsverein 25.000 Mark, der Gewerbeverein 300 Mark.

 

1921
Eröffnung der Bücherei im Marine-Offizierkasino

Die Eröffnung der Bücherei fand am 4.5.1921 statt. Sie war im Marine-Offizierkasino untergebracht, wo sich auch die Stationsbücherei befand. Deren Leiter Kirstein betreute auch die Bücherei der Jadestädte.

Zu dem anfänglichen Bestand von 14.300 Bänden gehörten die 4.000 der bisherigen Wilhelmshavener Bücherei, die 4.000 Bände der in sie aufgegangenen Gewerkschaftsbibliothek, die 6.000 Bände des Werftwohlfahrtsvereins und 300 des Gewerbevereins.

 

1933
Säuberung von „missliebigem Schrifttum“

Die Bestände wuchsen langsam an, doch wurden sie 1933 im Dritten Reich von, wie es damals hieß, „missliebigem Schrifttum“ gesäubert.

 

1937
Eine der ersten „Freihandbüchereien“

1937 führte die Bücherei als einzige neben Hamburg durch Dipl.-Bibliothekar Werner die „Freihandbücherei“ ein : die Bücher waren für die Leser am Regal frei zugänglich und mussten nicht an der Theke verlangt werden.

Die Bücherei war inzwischen in das Haus Prinz-Heinrich-Straße (heute Mozart-) / Ecke Marktstraße übergesiedelt.

 

 

1942-1945
Zerstörungen während des Krieges

1942
Das Haus erlitt in der Nacht vom 14. zum 15.9.1942 schweren Bombenschaden. Der größte Teil des Bücherbestandes der Bücherei ging verloren.

1943
Es gelang, teilweise Ersatz zu schaffen und die Bücherei neu aufzubauen und im Juli 1943 mit 10.000 Büchern in den oberen Räumen der Volksschule Bremer Straße wieder zu eröffnen.

1944
1944 bot sich die Möglichkeit, die Bücherei auf der Probebühne des am 22.3.1943 teilweise zerstörten Stadttheaters im Seemannshaus unterzubringen.

1945
Hier eröffnete sie den Betrieb am 8.12.1944, doch wurde sie am 30.3.1945 erneut ausgebombt

 

1945
Neubeginn

Nach Kriegsende musste der erhalten gebliebene Bücherbestand aufgrund von Anordnungen der Alliierten von sogenannten „Tendenzbüchern“ gesäubert werden. Mit einem Bestand von 10.406 Titeln wurde die Stadtbücherei im Herbst 1945 in hergerichteten Schulräumen wiedereröffnet. Von hier konnte sie dann in die Räume der ehemaligen Stationsbücherei an der Kieler- / Ecke Bremer Straße umsiedeln

 

 

1948
Leiter der Stadtbücherei : Dr. Alfred Franz

Leiter der Stadtbücherei Wilhelmshaven wurde Dr. Alfred Franz, der der Stadtbücherei bis 1973 vorstand.

 

 

1948
Zweigstellen der Stadtbücherei

Neben der Hauptstelle im provisorischen Stadthaus in der Kieler Straße (heute Wasser- und Schifffahrtsamt und Radio Jade) wurden im Laufe der folgenden Jahre Büchereizweigstellen eingerichtet. Eine Zweigstelle der Stadtbücherei befand sich in Voslapp, sie wurde 1948 in das Hochschuldorf Rüstersiel verlegt und später aufgehoben.

 

1953
Zweigstellen in Fedderwardergroden und Bant

Anstelle der geschlossenen Rüstersiele Zweigstelle wurde 1953 eine Zweigstelle in Fedderwardergroden eingerichtet, später eine zweite Zweigstelle am Kindergang in Bant. Beide Zweigstellen sind inzwischen aufgehoben.

 

1962
Neubau des Bibliotheksgebäudes

Die Entwicklung der Stadtbücherei machte den Bau eines neuen Büchereigebäudes notwendig, der gleichzeitig für die Volkshochschule und die Stadtbildstelle geplant wurde.

Der Neubau wurde nach den Plänen des Essener Architekten und früheren Stadtbaurats J.P. Schneider in den Jahren 1960 bis 1962 an der Virchowstraße 29-31 errichtet und am 2.11.1962 in Gegenwart des niedersächsischen Kultusministers eingeweiht. Er enthielt außer den Räumen für die Bücherei, Volkshochschule und Stadtbildstelle einen 200 Personen fassenden Vortragssaal. Bis 1972 war auch das Kulturamt in diesen Räumen untergebracht.

 

1964
Kunst am Bau

1964 wurde auf dem Rasenstück vor der Stadtbücherei die Bronzefigur eines Marabu aufgestellt. Die Plastik des in einigen Kulturen als Sinnbild der Weisheit geltenden Vogels wurde von der 1920 in Wilhelmshaven-Rüstringen geborenen Bildhauerin Angelika Lehmann-Billaudelle geschaffen.

Die Figur war im Urteil der Wilhelmshavener nicht unumstritten. Der Marabu war vielen Bürgerinnen und Bürgern zu „avantgardistisch“ geraten. Kritik wurde nicht nur verbal geäußert, es kam sogar zu vandalistischen Attentaten auf die Figur, in deren Verlauf die sowieso schon aufgrund schlechten Gussmaterials angeknacksten dürren Beine des Vogels durchsägt wurden.

Der Marabu ist mehrfach umgezogen und war lange Zeit von dichtem Buschwerk umrankt. Seit der Renovierung des Außengeländes 2011 steht der Marabu wieder an seinem ursprünglichen Platz und wird abends beleuchtet.

 

1970
Der Bücherbus der Stadtbücherei

1970 wurde ein gebrauchter Bus angekauft, zur Fahrbücherei umgebaut und im Dezember 1970 in Betrieb genommen. Der Bücherbus fuhr fortan 20 Haltepunkte im Stadtgebiet an.

 

Ausleihbestand : Mehr als „nur“ Bücher

1972
1972 betrug der Bücherbestand der Stadtbücherei 77.348 Exemplare.

1973
1973 wurden auch Spiele in den Ausleihbestand aufgenommen,

1981
1981 wurde in dem bis dahin als Lesesaal genutzten Raum der Erwachsenenbücherei die Musikbücherei eingerichtet. In der Musikbücherei konnten an speziell eingerichteten Abhörstationen Schallplatten gehört werden und es konnten dort Noten, Audiocassetten und später CDs ausgeliehen werden.

 

Nachfolge in der Leitung der Stadtbücherei

1973
Nach dem Ausscheiden von Dr. Alfred Franz aus dem aktiven Dienst trat Dr. Christian Grawe seine Nachfolge an, der die Leitungsposition bis zu seinem Wegzug aus Wilhelmshaven im Frühjahr 1975 besetzte.

1975
Die Geschäfte wurden danach für ein halbes Jahr von der seit 1938 an der Stadtbücherei tätigen und an ihrem Aufbau beteiligten Dipl.-Bibliothekarin Wilma Witschorkiewitsch, genannt Witsch (die 1984 in den Ruhestand trat) wahrgenommen.Am 1.10.1975 übernahm Horst Antheck die Leitung der Bücherei und der Volkshochschule.

1982
1982 wurde die Personalunion in der Leitung beider Institutionen aufgehoben. Horst Antheck schied als Leiter der Bücherei aus. Seine Nachfolgerin wurde mit dem 1.8.1982 Dipl.-Bibliothekarin Helma Koser.1999Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Helma Koser Ende der 1990er Jahre wurde die Stadtbücherei von Dipl.-Bibliothekarin Karin Rombusch kommissarisch geleitet. Seit Ende 1999 leitet Dipl.-Bibliothekar Gerhard Kühn die Stadtbücherei.

 

Büchereinutzer, Medienbestand und Gebühren

1985
Einführung von Nutzungsgebühren

Am Ende des Jahres 1984 zählte die Stadtbücherei noch 11.832 angemeldete Nutzer. Am 1.1.1985 wurde ein Jahres-Benutzer-Entgelt für Erwachsene eingeführt. Die Zahl der angemeldeten Benutzer betrug Ende 1986 nur noch 6.427 Leser.

1986
Bei einem starken Anstieg des Buchbestandes verfügte die Stadtbücherei Ende 1986 über insgesamt 142.547 Medien (Bücher, Spiele, Tonträger, Noten). Die Zahl der Entleihungen belief sich auf 391.350 Medieneinheiten.

1990
Neuer Bücherbus

Im Juni 1990 wurde der neue Bücherbus der Stadtbücherei in Betrieb genommen. Der Bus, ein auf Basis eines MAN-Busses als Büchereifahrzeug ausgestattetes Neufahrzeug, löste den bis dahin eingesetzten Bus aus den 60er Jahren ab.

 

1990
Elektronische Datenverarbeitung in der Stadtbücherei

Im Juli 1990 wurde die elektronische Datenverarbeitung in der Stadtbücherei eingeführt. Neben der elektronischen Ausleihverbuchung erfolgte fortan die Katalogisierung der Medien elektronisch. Die Benutzer der Stadtbücherei konnten den EDV-Katalog an 4 „Selbstbedienungsterminals“ für ihre Medienrecherchen nutzen.

 

1995
Gründung des Fördervereins „Information für alle e.V.“

Mitte 1995 gründete sich der Verein „Information für alle e.V.“. Der Verein initiierte und finanzierte unter anderem die öffentlichen Internetplätze in der Stadtbücherei sowie einen ersten, über das Internet nutzbaren „Online-Katalog“ für die Medienrecherche am PC zu Hause.

 

1996
Öffentlicher Internetzugang

Der Förderverein der Bibliothek ("Information für alle") richtete 1996 den ersten öffentlichen Internetzugang in der Stadtbibliothek ein. Der Verein betreut und finanziert seitdem die öffentlichen Internetzugänge, erweiterte das Angebot um mittlerweile 5 Plätze und hält diese auf dem aktuellen technischen Stand.

 

2004
Erneuerung der Bibliotheks-EDV

Mit dem Anschluss der Bibliotheks-EDV an das Intranet der Stadt Wilhelmshaven wurde ein Austausch der bisher eingesetzten, veralteten Bibliotheks-Hardware und -Software vorgenommen. Das neue System ermöglicht den Bibliotheksnutzern unter anderem die Medienrecherche im Bibliothekskatalog sowie die Nutzung verschiedener Selbstbedienungsfunktionen (Leihfristverlängerung, Vorbestellung ausgeliehener Medien) vom PC zu Hause aus.

 

2005
Stilllegung des Bücherbusses

Aus Einsparungsgründen wurde der seit 1990 eingesetzte Bücherbus stillgelegt. Als Ersatz für den Bus, der vorrangig Haltepunkte an Schulen bediente, wurden an 13 Wilhelmshavener Schulen Schulbibliotheken angelegt.

 

2005
Renovierung des Gebäudes

2005 wurde mit umfangreichen Renovierungs- und Sanierungsarbeiten im und am gemeinsam mit der Volkshochschule genutzten Gebäude in der Virchowstraße begonnen.

 

2008
Einführung der RFID-Technologie

Das bisher eingesetzte, auf der Verbuchung durch Strichcodes basierende Ausleihverbuchungsverfahren wurde durch die neuartige RFID-Technologie abgelöst. Aufgrund der hiermit verbundenen Mediensicherung werden fortan auch die bisher magazinierten AV-Medien (CDs und DVDs) im Freihandbestand angeboten.

 

2009
Stadtbibliothek startet die "Onleihe"

Die Stadtbibliothek Wilhelmshaven wird, gemeinsam mit 11 weiteren niedersächsischen Bibliotheken, Mitglied im neu gegründeten Onleihe-Verbund "NBib24". Angemeldete Leserinnen und Leser der mittlerweile über 100 Mitgliedsbibliotheken können aus dem Pool der gemeinsam genutzten E-Medien von ihrem Rechner, Tablet, Smartphone oder E-Reader E-Books oder E-Audios herunterladen und für die Dauer einer "Leihfrist" nutzen.

 

2010
Renovierung der Erwachsenenbücherei

Im letzten Jahresdrittel 2010 wurde die Erwachsenenbücherei grundrenoviert und mit neuen Möbeln und einem neuen Regalsystem ausgestattet.

 

2011
Renovierung des Lesesaals

Mit der Renovierung des Lesesaals wurde ein „Multifunktionsraum“ geschaffen, der sowohl als Lesesaal als auch als kleiner Veranstaltungsraum genutzt werden kann.

Im Lesesaal stehen Zeitungen und Zeitschriften sowie ein Kaffeeautomat zur Nutzung bereit. Auch im Lesesaal kann der kostenlose WLAN-Hotspot genutzt werden. An vier Arbeitsplätzen stehen für mitgebrachte portable Geräte Stromanschlüsse zur Verfügung.

Der Leseraum wird von der Stadtbibliothek für Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge oder das "Bilderbuchkino" für Kinder genutzt. Hierfür stehen Stühle für ca. 60 Besucher sowie Notebook und Beamer zur Verfügung.

 

2012
Die Stadtbibliothek im Hans-Beutz-Haus

Aus Anlass des 100. Geburtstages des ehemaligen Kulturdezernenten der Stadt Wilhelmshaven  und späteren Regierungspräsidenten Ostfrieslands erhielt das gemeinsam von Volkshochschule und Stadtbibliothek genutzte Gebäude in der Virchowstraße am 24. Juni 2009 den Namen "Hans-Beutz-Haus". Hans Beutz war maßgeblich an Gründungen und am Wiederaufbau von Kultur- und Bildungseinrichtungen in Wilhelmshaven nach dem 2. Weltkrieg beteiligt.

Mit der 2011 vorgenommenen Umbenennung der Stadtbücherei in "Stadtbibliothek Wilhelmshaven" wurde den erfolgreichen Bemühungen der vergangenen Jahre, der Einrichtung "Stadtbücherei" durch Sanierungs- und Renovierungsvorhaben, aber auch durch Ausstattung mit einer zeitgemäßen Medienvielfalt und aktuellen Inhalten ein modernes Gepräge zu geben, Ausdruck verliehen.

 

2012
WLAN-Hotspot

Der Förderverein der Stadtbibliothek ("Information für alle") erweiterte den öffentlichen Zugang zum Internet 2012 um einen WLAN-Hotspot, der in den gesamten Räumen der Bibliothek und im "Lesegarten" vor dem Haus genutzt werden kann. Die Nutzung des WLAN-Hotspot ist seit 2015 kostenlos.

 

2014
Stadtbibliothek feiert ihr hundertjähriges Bestehen

Aus Anlass des 25jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelms II. im Jahr 1913 bewilligte am 27.12.1912 das Wilhelmshavener Bürgervorsteherkollegium einen Betrag von 10.000 Mark für die Schaffung einer städtischen Bücherei. Der örtliche Gewerbeverein unterstützte das Projekt mit Geld- und Sachspenden.Zwei Jahre später wurde die erste Wilhelmshavener “Volksbücherei” am 15.9.1914 in der Gewerbeschule Roonstraße (heute Rheinstraße) eröffnet.

Die Stadtbibliothek wechselte mehrfach im Laufe ihrer hundertjährigen Geschichte ihren Standort. Seit 1962 ist sie in ihrem jetzigen Domizil, dem Hans-Beutz-Haus in der Virchowstraße 29, untergebracht.

Anlässlich ihres Jubiläums hat die Stadtbibliothek einekleine Chronik herausgebracht, die in gedruckter Form in der bibliothek ausliegt. Eine kurze Zusammenfassung kann als PDF-Datei heruntergeladen werden.

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